Textilien – Gewebe, Stoffe, Tücher, Schleier – und deren Darstellung in Malerei und Skulptur gehören zu den ältesten bekannten Werken der Kunstgeschichte. Man denke nur an Mumien, Draperien, Faltenwürfe und Vorhänge. Im 20. Jahrhundert ist die Verhüllung selbst zum Kunstwerk geworden.
Christo besitzt eine Affinität zu Textilem, das als empfindliche zweite Haut skulpturale Dimensionen annehmen kann. Gestalterische Eingriffe in öffentliche Räume und vertraute Fassaden sollen eine „sanfte Störung“ hervorrufen. Die Großprojekte sind aber auch soziale Ereignisse, die demokratischen Prinzipien folgen und viele Menschen zusammenführen. Doch das Episodische, Flüchtige, Vergängliche – und damit Zerstörung und Rückbau – sind solchen Werken immanent.
Und seine Projekte gerieten immer mehr zu Teamwork mit seiner Partnerin Jeanne-Claude. Die Zusammenarbeit wuchs zu künstlerischer Ko-Autorschaft. Das Paar wurde zu einem der erfolgreichsten und „erstaunlichsten Gespanne der Kunstgeschichte“. Ihre Arbeit war ihr Leben und die Projekte wurden ihre Kinder.
Die Bad Stebener Ausstellung gibt einen Überblick über verschiedene Projekte und Installationen, so über die Verhüllungen des Berliner Reichstags, der Kunsthalle Bern und der Pariser Brücke Pont Neuf, über die „Gates” im New Yorker Central Park; über die „Umbrellas” in Japan und Kalifornien sowie über die „Wrapped Trees“ in der Schweiz und über Christos „Store Fronts“. Zu all diesen Vorhaben fertigte Christo Zeichnungen, Grafiken und Collagen. Im Grafikmuseum werden vor allem Fotografien, Lithografien, Siebdrucke und collagierte Grafiken zu sehen sein sowie einige verhüllte Objekte.
Dr. Linn Kroneck