Wer zwei Künstler zu Doppelschau lädt, lädt zu Vergleich, macht neugierig auf Ähnlichkeit und Unterschied. Hier am Beispiel Alain Clément (Nîmes, Paris) und Beate Debus (Oberalba/Rhön). Die fundamentalen Gegensätze: Sie gehören unterschiedlichen Generationen und Geschlechtern an, kommen aus verschiedenen Ländern und sind sich nie begegnet. Der eine extemporiert im Farbrausch, die andere schätzt die Farbreduktion, der eine liebt Schwünge und Rundungen, die andere mag es kantig. Trotzdem befassen sich beide mit Bewegungsdarstellungen und u. a. auf expressive und stark abstrahierende Art mit der menschlichen Figur. Ein Element scheint das Tänzerische im weitesten Sinne. Der Tanz als Bewegungsform, auch als erspielte Bewegung von Linien.
Welchen Tanz Beate Debus und Alain Clément um den Tanz aufführen. Wie sie als Tanzmeister und Regisseure auftreten und ihren tanzenden Partnern ihren Rhythmus vorgeben und zu Seele bringen. Wie sie die Tänze choreografieren, nach innerer Bewegtheit spionieren bei Schautanz, Solotanz, Balztanz, Narrentanz, Paartanz, Totentanz. Und bei Beate Debus finden wir Titel wie „Eintanz“, „Doppeltanz“, „Schattentanz“, „Konzentrischer Tanz“, „Exzentrischer Tanz“, „Gegenläufiger Tanz“, „Apokalyptischer Tanz“. Und wir können uns dazu ein Vorher und ein Nachher vorstellen, die Dramatik. Bei Alain Clément „tanzen“ großzügig dahingezeichnete Schwünge mit beschwingter Leichtigkeit über die Blattgevierte. Seine Gebärden sind, wie der Künstler selbst erklärt, ein „Tanz, der nicht mehr den Körper der Tänzerinnen darstellt, sondern die Bewegung der Linie“.
In der Ausstellung wurden Grafiken von Alain Clément sowie Skulpturen und Zeichnungen bzw. Grafiken von Beate Debus gezeigt.
Dr. Linn Kroneck