Als Künstler ist Eckhard Froeschlin (*1953) zuzeiten ein Odysseus, den es von der heimischen Donau in die Welt zieht. Unruhegeist also und süchtig nach Leben: dem eigenen, dem fremden und immer nach Kunstbegegnungen. So landet er eines Tages in Nicaragua, als dort gewaltige Kräfte das Land erschüttern und es zum Brennpunkt machen: die Landschaft vulkanisch, die Menschen in Unruhe – ein Land der Katastrophen.
Man kannte ihn bereits: In Radierungen beschäftigten ihn soziale, historische und literarische Themen. Er brachte den gesellschaftlichen Umbruch von 1989 zu Bilde, porträtierte Künstler und Literaten, reflektierte über Werke der Kunstgeschichte und verarbeitete Impressionen von fernen Reisezielen. In seiner „Edition Schwarze Seite“ publizierte er Künstlerbücher und Mappenwerke. Bild, Text, Bleisatz und Papierhaptik immer in delikater Symbiose – Gesamtkunstwerke eben.
Vor 21 Jahren dann Eckhard Froeschlins Abenteuer in der nicaraguanischen Stadt Matagalpa. Was als temporärer Grafik- und Druckworkshop begann, entwickelte sich bald zu einer lebendigen Druckgemeinschaft. Heute fertigt die Künstlergruppe „TallerContil“ („Rußwerkstatt“) eigenständig ornamentale Holzschnitte und farbenfrohe Radierungen an, originelle Künstlerbücher und expressive Leporellos, die vor allem die Lyrikeuphorie des Landes reflektieren.
Aus der einstigen Meister-Schüler-Beziehung ist längst ein wechselseitiges Verhältnis künstlerischer Anregungen geworden. So belegt die Bad Stebener Ausstellung thematisch und stilistisch sowohl Froeschlins Einfluss auf die Gruppe „TallerContil“ als auch die Kraft der Inspirationen, die er von der nicaraguanischen Kunst empfangen hat.
Dr. Linn Kroneck