12. September 2024

Positionen der deutschen Nachkriegsmoderne in Ost und West. Eine Privatsammlung. 

Positionen der deutschen Nachkriegsmoderne in Ost und West. Eine Privatsammlung. Privatsammler wie die noch unbekannte Stiftung WRT bieten den anderen Weltsichten und neuen Utopien der Moderne ein wichtiges Forum. Präsentiert werden aus deren reichem Kontinuum
einzelne zwischen 1925 und 2000 entstandene Positionen. Der Fokus liegt hier auf der deutschen Nachkriegsmoderne in Ost und West mit ihren hochgradig individuellen Ausdrucksweisen und Bildsprachen. Vertreten sind Max Ackermann, Gerhard Altenbourg, Willi Baumeister, Jürgen Brodwolf, Carlfriedrich Claus, Raimund Girke, Hermann Glöckner, Eberhard Göschel, Rudolf Jahns, Michael Morgner, Emil Schumacher, Max Uhlig und Fritz Winter. Deren souveräne Wege zeichnen ein spannungsreiches Panorama der deutsch-deutschen Gegenwartskunst, das hierauf eine neue Perspektive eröffnet.

Dr. Tobias Ertel

27. April 2024

Hans Scheib. Kaltnadel, Radierungen 1977 – 2023, Skulpturen

Hans Scheibs (* 1949) Generalthema ist das Sehen im genauen Beobachten, das regelrecht ins Mark trifft. Jedoch ergeht er sich nicht im weitschweifigen Fabulieren. Um höchste Klarheit in der Aussage zu erzielen, unterwirft er das grafische Vokabular der Kaltnadel als seinem ureigensten Ausdrucksmittel der äußersten Reduktion: Nervös-flirrende Linien und dicht gesetzte Strichbündel in kräftigem Schwarz erschaffen ein Panoptikum der Sichtweisen auf Menschliches, Allzumenschliches. Hierbei konzentriert er sich motivisch ausschließlich auf die Figur, die bei ihm Existentielles berührt und somit zur ikonischen Chiffre für die satirische Analyse der unmittelbaren Gegenwart wird. In fünf thematisch nach Akt, Landschaft, Köpfen und Tieren sowie Porträts inklusive Selbstbildnissen geordneten Räumen werden erstmals die zwischen 1977 und 2023 entstandenen Werke präsentiert.

Dr. Tobias Ertel

22. Januar 2024

Terra Incognita – Stefan Knechtel / Arbeiten auf Papier & Objekte

Seit 2022 lobt das Grafikmuseum Stiftung Schreiner den von Stefanie Barbara Schreiner initiierten und privat gestifteten ›Wolfgang Schreiner-Stiftungspreis für Druckgrafik‹ aus. Dieser mit eintausend Euro dotierte Förderpreis wird im Zweijahresturnus im Rahmen der als Biennale konzipierten Schau unseres Kooperationspartners Leipziger Grafikbörse e. V. für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Druckgrafik verliehen. Anschließend wird dem Preisträger eine umfangreiche Ausstellung in Bad Steben ausgerichtet.
Prämiert wurde der Holzschnitt Unterbrechung (2020) von Stefan Knechtel (*1964) aus Altenburg in Thüringen, der unter Karl-Georg Hirsch (*1938) und Rolf Münzner (*1942) an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studierte und dessen in vier Jahrzehnten geschaffenes OEuvre beeindruckend vielstimmig, überraschend konsequent und auch wahrhaftig ist. Erstmals zeigen wir hieraus eine konzise Auswahl der in den klassischen Drucktechniken Holzschnitt, Radierung (inklusive Kaltnadel mit Aquatinta) und Lithografie entstandenen Werke, seiner zarten, mithin kraftvollen Zeichnungen im wohltemperierten Kolorit sowie einige skulptural anmutende Objekte (vornehmlich Druckstöcke). Knechtels Motive sind ›Figur‹ und ›Landschaft‹, die archaische Zeichenhaftigkeit atmen und hierbei in der Schwebe bleiben. Seine Linie oszilliert zwischen größtmöglicher Verdichtung und letztlich Auflösung, ist energetisches Strömen und stets überraschendes Ereignis. Obwohl das Schaffen dieses stillen Lyrikers der Grafik bereits als wichtiger Beitrag zur Gegenwartskunst erkannt und gewürdigt wurde, war eine solche Zusammenschau bislang nicht zu sehen.

Dr. Tobias Ertel

27. Oktober 2023

Kiss me over the garden gate – Gerd Kanz / Malerei, Skulptur, Grafik

Florale Motive und Torbögen sind das bestimmende Element im Werk von Gerd Kanz. Die Inspiration dazu bezieht der Künstler aus seinem Garten. Hier findet sich eine besondere, fast drei Meter hohe Pflanze. Ihre nach unten nickenden Blütenstände tänzeln spielerisch im Wind. Die Farbe changiert zwischen Zartrosa, Rotviolett und Kussrot. Sie trägt den Namen: „Kiss me over the garden gate“. Die romantische Aufforderung ist Sinnbild für die Kunst von Gerd Kanz: Die Liebe zur Natur und deren vielfältigen Farb- und Formensprache, die er in seinen floralen Bildern und Grafiken festhält. Und die große Leidenschaft für Tore bzw. Rundbögen, die sich in seinen meterhohen Stelen, Objekten und als Reliefs in seinen Bildern wiederfindet. Pflanzen und Tore – vieldeutige Symbole für das Leben, für Neubeginn.
Einmalig und unverwechselbar ist das Werk des unterfränkischen Künstlers auch durch den Entstehungsprozess. Wenn Gerd Kanz malt, dann tut er dies mit den Werkzeugen eines Bildhauers. Mit Hammer und Stecheisen gräbt er Schrunden und Furchen, Gitter und Netze in das Holz, das ihm als Malgrund dient. So entsteht die für seine Arbeiten typische Bildtektonik, die rau und zerklüftet an erstarrte Lava, ausgetrocknete Flussläufe, rissige Mauern oder bemooste Felsen erinnert. So entstehen seine typisch kantigen Blütenköpfe, Stengel, Strukturen und Tiefe.

Sabine Raithel