Kunst ist für eine Gesellschaft von immenser Bedeutung, da sie den Horizont weitet und mit ihren Sprachformen als Mittlerin über tiefe Gräben hinweg Verständnis und gegenseitigen Respekt zwischen Menschen, Kulturen und Nationen fördert.
Was einst als Leitbild des von Stefanie Barbara und Dr. Wolfgang Schreiner initiierten Grafikmuseums Stiftung Schreiner Bad Steben formuliert wurde, ist am Beginn einer Zeitenwende infolge einer globalen Pandemie ungeahnten Ausmaßes und des aktuellen Krieges in Europa von höchster Brisanz. Zugleich markiert es das Motto der Ausstellung »Blickwechsel. Grafik aus Osteuropa und Ostdeutschland«, mit der unser Haus nach der über zwei Jahre währenden Schließzeit endlich wieder starten kann. Präsentiert werden künstlerische Ausdrucksweisen und individuelle Bildsprachen, die sich zwischen Figuration und Abstraktion entfalten. Indem die Werke zur bewussten Auseinandersetzung mit eigenen Sehgewohnheiten und anderen Sichtweisen herausfordern, schärfen sie Wahrnehmung und Blick für das noch Unbekannte und Fremde. Mit ihren Köpfen, phantastisch-narrativen Szenen, Akten und Landschaften oder auch reinen Formgebilden laden Künstler wie Dimitri Spiridonowitsch Bisti und Nadeshda Devischewa (beide Ukraine), Dimo Kolibarov (Bulgarien), Zoya Lucevich (Belarus), Adelheid Eichhorn, Klaus Roenspieß oder Hans Scheib u.v.m. zum Dialog und Nachdenken ein. Hierdurch eröffnet sich dem Besucher eine aufregend neue Perspektive auf diese in Deutschland einzigartige Spezialsammlung.
Dr. Tobias Ertel