7. August 2020
A.R. PencK Grafikmuseum-Schreiner

A.R. Penck (Ralf Winkler) und internationale zeitgenössische Künstler

Naivität – im Sinne von Henri Rousseau – , Abstraktion und Gestaltungswille sind die drei wesentlichen Komponenten, die den Charakter der Arbeiten von A.R. Penck bestimmen. Seine Bildkunst ist strukturell zwischen Zeichnung und Malerei angesiedelt. Die im Bildaufbau oft zufällig organisierten Motive sowie seine Blattaufteilung unterliegt mit Formenkürzeln, Signets und den typischen Zeichen wie Punkte, Augen, Kreuz, Sonne, Mond usw. einem Programm, welches der Künstler der Zeichensprache der Kybernetik abgeleitet und entwickelt hat. Die Tierfigurationen erhalten einen symbolischen Charakter wie z.B. Adler oder Schlange, die nach Übersiedlung des Künstlers in den Westen Deutschlands dann ergänzt wurden von Löwen, Stieren und Pferden. Diese archetypischen Formen stehen in der Grafik (Lithografie, Radierung, Holzschnitt und Siebdruck) für deren symbolische Eigenschaften und beziehen sich auf die jeweilige Gesellschaft. Die Übernahme solcher Symbole beinhaltet die Möglichkeit der Verdichtung und verstärkten Aussage seiner Bildwelt.

A.R. Penck wollte mit seinen Welt- und Systembildern „moderne Historienbilder“ schaffen, die ein Abbild der Gesellschaft sein und in Gesellschaft zurückwirken sollten. In einem Interview aus dem Jahr 1988 trifft der Künstler die Feststellung: „Meine Kunst schließt ein gewisses politisches Bewusstsein oder einen gewissen politischen Irrtum mit ein.“

Ergänzt wird die Ausstellung mit Arbeiten zeitgenössischer internationaler Künstler in deren Kontext das Wirken von A.R. Penck gezeigt werden soll. Donald Baechler (USA), Tony Bevan (UK), James Brown (USA), Eduardo Chillida (Spanien), Tony Cragg (UK), Enzo Cucchi (Italien), Per Kirkeby (Dänemark), Mimmo Paladino (Italien), Arnulf Rainer (Österreich), Juliano Sarmento (Portugal), Sean Scully (Irland) und die Deutschen Georg Baselitz und Markus Lüpertz.

Wir danken für die Zusammenarbeit mit der Galerie Sabine Knust, Mathias Kunz München und Kunstprojekte Sigrun C.M. Leyerseder.

Stefanie Barbara Schreiner

7. August 2020
Werner Tübke Allstedt Lithografie

Werner Tübke – Radierungen und Lithografien

Mit dieser Ausstellung will das Grafikmuseum — nach den Künstlern Rolf Kuhrt, Gerhard Kurt Müller, Rolf Münzner und Peter Schnürpel — einen weiteren Vertreter der „Leipziger Schule“ vorstellen.

Werner Tübke (1929-2004) gilt mit seinen Werken neben Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Gerhard Kurt Müller als wichtigster Mitbegründer eines Realismus, der auf der eigenen, individuellen Wahrnehmung beruht, mit Tendenzen zum Altmeisterlichen, zu Formenstrenge, zu Dingprägnanz und Sachlichkeit. Die »Leipziger Schule« definiert sich im allgemeinen Bemühen, die Wirklichkeit vielfältig und ausdrucksstark zu gestalten, wobei sich gelegentlich Tendenzen auch originell und ausdrucksstark abheben.

Es geht um Gedanken- und phantasiereiche, tiefgründige Deutungen von Themen der Geschichte bis hin in den privaten Bereich sowie zu Fragen der Umwelt.

Inhaltlich überzeugt Tübke da am stärksten, wo er in Wahlverwandtschaft zu den Meistern der Renaissance, des Manierismus und Barock agiert, mit dem Ziel, deren Formensprache wieder in die zeitgenössische Kunst einzubringen; wenn er Wirklichkeit und Irrealität miteinander verbindet, Metaphern und Szenen komponiert und kombiniert mit Absonderlichem und Groteskem. Fast gewinnt so das Surreale Übermacht, etwa in seinen typischen vielfigurigen Massenszenen. Das Grafikmuseum zeigt einen Querschnitt seines grafischen Schaffens.

Wir danken dem Panorama-Museum Bad Frankenhausen, Herrn Gerd Lindner und seinen Mitarbeitern für die Unterstützung. Wir danken für die überaus angenehme Zusammenarbeit mit der Galerie am Sachsenplatz in Leipzig, Herrn Volker Zschäckel, der bei der Eröffnung auch in das grafische Werk von Werner Tübke einführt.

Stefanie Barbara Schreiner

22. November 2022

Figur im Doppelblick – Jost Heyder / Hans-Peter Mader

Zwei Künstler haben ihr Generalthema in der menschlichen Figur gefunden. Beide beherrschen ihr Handwerk mit meisterlicher Bravour: Jost Heyder die Malerei, Hans-Peter Mader die Bildhauerei. Sie gehören einer Generation an und sind in der Thüringer Kunstszene sehr präsent. Während der eine im Porträt nach der Individualität fahndet, formt der andere seine Keramiken zu Figurtypen. So hat der in Erfurt und Arnstadt beheimatete Maler und Zeichner Jost Heyder (*1954) als Porträtist zahlreicher Persönlichkeiten bereits große Bekanntheit
erlangt. Er tastet sich an seine Modelle heran, ergründet deren Charakter und dringt dabei tief ins Seelenleben vor. Seine erzählerischen Mehrfigurenbilder, die er oft mit Malern, Marionetten, Komödianten oder mythologischem Figurenarsenal besetzt, komponiert er zu bühnenartigen komplexen Inszenierungen. Allerlei rätselhafte Gestalten, allegorische Chiffren und unerklärliche Wirklichkeitsbezüge
verdichtet er zu raffiniertem Symbolgeflecht. Und immer wieder tauchen historische Anspielungen auf und werden die Stammväter
der Kunst zitiert, in deren Folge er sich sieht. Hans-Peter Mader (*1951), Mitinitiator der Künstlergruppe Hohenfelden, drängt seine zumeist überlängte Personage oft dicht zueinander zu hoch aufragenden Paaren. Dabei formt er aus Ton steile Torsi zu Stelen, oder er baut gedrungene Figurationen zu Klein- und Tierplastiken. Dabei interessieren ihn besonders die Oberflächen des Materials
Ton in Raku oder Steinzeug. Deren raffinierte Strukturen, geometrische Musterungen, die gesteinsartigen Verkrustungen, linearen Einritzungen, geheimnisvollen Schriftzeichen und „vulkanischen“ Feuerspuren lassen die Keramikhaut auch zu grafischem Kunstwerk werden. Und längst ist er darüber zum Bildhauer geworden, der seine Bronzen selbst gießt. Zwei Künstler: zwei Intentionen, zwei charakteristische Formensprachen zum Thema Wunderwesen Mensch.

Dr. Linn Kroneck

12. Oktober 2019
Regina Franke

25 Jahre Grafikmuseum Stiftung Schreiner – Neuzugänge der Sammlung

Die Künstler/innen der Ausstellung:
Gerhard Altenbourg • Karl-Heinz Appelt • Mart in Assig • Wolf Bertram Becker • Eva Bruszis • Paolo Ciampini • Dorél Dobocan • Adelheid Eichhorn • Frank Eißner • Regina Franke • Inga Ģibiete • HAP Grieshaber • Hans-Hendrik Grimmling • Bernd Hahn • Zhou Hao • Johannes Heisig • Michael Hofmann • Elke Hopfe • Horst Hussel • Marietta Jeschke • Gerhard Kettner • Rolf Kuhrt • Mark Lammert • Hans-Reinhard Lehmphul • Zoya Lucevich • Oskar Manigk • Michael Morgner • Gerhard Kurt Müller • Rolf Münzner • Siegfried Otto Hüttengrund • Karin Pietschmann • Rainer Pöhlitz • Dagmar Ranft-Schinke • Robert Reiter • Peter Rensch • Udo Rödel • Klaus Roenspieß • Torsten Russ • Udo Scheel • Hans Scheib • Hans G. Schellenberger • Jürgen Schieferdecker • Peter Schnürpel • Klaus Schröter • Reiner Schwarz • Erik Seidel • Christine Stäps • Karl Stengel • Werner Stötzer • Strawalde • Peter Sylvester • Heinrich Tessmer • Gudrun Trendafilov • Max Uhlig • Claus Weidensdorfer • Trak Wend isch • Susanne Werdin • Günter Wirth • Werner Wittig • Elke Wolf • Stojan Zanev • Peter Zaumseil

Das Grafikmuseum Stiftung Schreiner wurde 1994 durch Stefanie Barbara und Dr. Wolfgang Schreiner gegründet. Sie wollten mittels Kunst Brücken zwischen Regionen und Gesellschaften bauen helfen. Seit nunmehr 25 Jahren bereichern Ausstellungen zeitgenössischer und vor allem figurativer Druckgrafik das Kunstleben der Region.
Über 90 Werkschauen wurden im letzten Vierteljahrhundert eröffnet. Dabei konnten immer wieder internationale Höhepunkte gesetzt werden: Christo und Jeanne-Claude, Hausner, Goya oder Picasso. Neben den zahlreichen Ausstellungen aus Osteuropa war auch Grafik aus China, Dänemark, Frankreich, Italien und Kuba in Bad Steben zu sehen.
Sammeln gehört zu den Kernaufgaben von Museen. Die Bad Stebener Sammlung, in der vor allem Druckgrafik aus Ostdeutschland und Osteuropa vertreten ist, konnte trotz fehlendem Ankaufsbudget kontinuierlich auf ca. 4.500 Werke von 400 Künstler/innen aus 25 Ländern anwachsen. Viele Neuzugänge wurden in Zeitungsberichten vorgestellt, die Kunstwerke selbst jedoch noch nicht gezeigt. Das soll die aktuelle Ausstellung nun ändern. Für die Schau wurde die „Schatzkammer“ Depot systematisch gesichtet. Entstanden ist ein Überblick über das jüngste Wachstum der Sammlung anhand der verschiedenen künstlerischen Drucktechniken. Die Querschnittsausstellung zeigt die Vielfalt von Hoch-, Tief-, Flach- und Durchdrucken sowohl stilistisch, motivisch als auch ihre technischen Raffinessen.

Dr. Linn Kroneck